3 Fragen an Michael Rupp

Interview mit Michael Rupp, Robert Bosch GmbH

HDT: Welche offenen Forschungsfragen gibt es noch im Bereich Sensorik, die dem hoch-automatisiertem Fahren im Wege stehen?

Rupp: Offene Forschungsfragen gibt es aus unserer Sicht nicht. Aus Kundengesprächen wird aber immer wieder deutlich, dass die Anforderungen und die Auslegungen der Systeme noch nicht klar sind. Wie die Datenfusion, also die Zusammenführung und sinnvolle Verknüpfung der aus verschiedenen Systemen gewonnenen Daten, mit finanzierbarer Rechenleistung bewerkstelligt werden soll, gibt weitere Rätsel auf. Last but not least sind viele rechtliche Fragen offen.

HDT: Die Informationen, die die Nutzer selber über sich heutzutage bekommen, sind riesig (z.B. Herzfrequenz durch Smart Watch). Wie können solche Sensoren die Sensorvielfalt im Auto erweitern?

Rupp: Viele Überlegungen gehen in Richtung Erfassung des Gemütszustands, also wie geht es dem Fahrer. Ein Szenario: ist dieser genervt, dann würde das Auto beruhigende Musik verschlagen. Häufig stößt man bei diesen Überlegungen auf die zentrale Frage, ob die potenziellen Käufer das überhaupt wollen, und wie stabil dieser Kundenwunsch ist, oder wird sich die Akzeptanz für solche Lösungen verändern. Ein weiteres zentrales Thema ist die Aufmerksamkeit des Fahrers. Es existieren bereits Systeme, die Alarm schlagen, wenn der Fahrer zu müde wird (Sensierung des Lenkverhaltens, Sensierung der Blinzel-Frequenz). Andere Systeme sollen sicherstellen, dass der Fahrer auch wirklich seinen Blick auf die Straße gerichtet hat.

HDT: Das Auto weiß immer besser Bescheid über unsere Umwelt. Was sind die Top-Anwendungsszenarien, die Sie in den nächsten 10-20 Jahren im Auto erwarten?

Rupp: Was mit Sicherheit kommen bzw. sich weiter verstärken wird, ist das Thema Vernetzung zwischen den Fahrzeugen, aber auch zwischen Fahrzeug und Infrastruktur (V2V – Vehicle to Vehicle, V2X Vehicle to everything), um Autofahrer vor Staus und wie auch immer gearteten Gefahren zu warnen, um den Kraftstoffverbrauch zu optimieren usw. Hieraus entstehen dann integrierte Verkehrskonzepte, die z.B. die Parkplatzsituation an dem Zielort analysieren, Parkplätze reservieren etc. Letztendlich gipfeln diese Szenarien in vollständig automatisiertem Fahren, bei dem der Fahrer bei Interesse nur noch den Zielort eingibt und die Zeit bis zum Eintreffen für sich nutzen kann.

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